Öko-Fakt der Woche (19.09.2011)

Nachhaltiges Wachstum mal anders

Viele Leute sprechen von Wachstum – Politiker, Ökonomen, Statistiker.
Mittlerweile wird oft das Wort „nachhaltiges“ vorangestellt.
Dem amerikanischen Psychologen und Psychotherapeuten Carl Rogers (1902 – 1987) ging es bereits in den 50er Jahren auch um Wachstum, nur er meinte damit persönliches Wachsen, was ihn zunächst in die Ratgeber-Ecke stellt; dies könnte jedoch nicht weiter von seinen Absichten entfernt sein.
Vielmehr war er einer der wichtigsten Vertreter der humanistischen Psychologie und interessierte sich für die Umstände, unter denen Menschen sich entsprechend ihrer eigenen Persönlichkeit frei entfalten können, ohne Zielvorgaben von außen und anhand ihres eigenen, „inneren Kompasses“ – eine Ansicht, die von der Überzeugung getragen wird, dass die menschliche Natur nicht böse ist, sondern destruktives Verhalten vornehmlich durch das von außen geförderte Verleugnen und Zuschütten menschlicher, besonders negativer Impulse und Emotionen ermöglicht wird – getrieben von der Angst diese würden, so man sie von der Leine ließe, ins Desaster münden.

Dieser Befürchtung stellt Rogers den Entwurf einer zwischenmenschlichen Beziehung gegenüber, innerhalb derer es aufgrund von Faktoren wie gegenseitigem Vertrauen, Empathie und vorbehaltloser Akzeptanz der anderen Person möglich wird, sich seiner „dunklen“ Seite gegenüber zu öffnen und ihr damit einen Großteil ihrer destruktiven Kraft zu nehmen.
Sich selbst beschrieb Rogers mit den Worten: „Ich gehe sanft durch die Welt“.

Nachfolgend finden Sie einige seiner vielen bemerkenswerten Aussagen aus dem 1961 erschienen Buch Rogers Entwicklung der Persoenlichkeit! (der englische Originaltitel „On becoming a person“ vermittelt deutlich besser die ´Schönheit` des Buches):

Die gewaltigen wissenschaftlichen Fortschritte des Menschen, in die Unendlichkeit des Weltalls hinein wie auch in die Unendlichkeit subatomarer Teilchen, scheint offenbar zur totalen Zerstörung unserer Welt zu führen, wenn wir nicht auch große Fortschritte im Verstehen und Behandeln von Spannungen zwischen Menschen und zwischen Gruppen machen.

Ich glaube, meine Frau und ich betrachten es als eine der befriedigendsten Leistungen, daß wir wirklich mit unseren erwachsenen Kindern und ihren Ehepartnern kommunizieren können und sie mit uns.

Ich möchte (…) nicht mißverstanden werden. Ich habe kein euphorisches Bild von der menschlichen Natur. Ich weiß, daß Individuen aus Abwehr und innerer Angst sich unglaublich grausam, destruktiv, unreif, regressiv, asozial und schädlich verhalten können. Es ist dennoch einer der erfrischendsten und belebendsten Aspekte meiner Erfahrung, mit solchen Individuen zu arbeiten und die starken positiven Richtungsneigungen zu entdecken, die sich auf den tiefsten Ebenen bei ihnen wie bei uns allen finden.

Wenn wir dem sensorischen und innerorganischen Erleben, das dem ganzen Tierreich eigentümlich ist, die Gabe eines freien und unverzerrten Bewußtseins hinzufügen können, das anscheinend nur dem menschlichen Tier gegeben ist, dann haben wir ein schönes, wohlaufgebautes wirklichkeitsgerechtes Ganzes.

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